Schöpfungsspiritualität im Juli
„Wer Durst hat, komme zu mir und es trinke, wer an mich glaubt. Aus seinem Inneren werden Ströme von lebendigem Wasser fließen.“
(Johannesevangelium 7,37)
An den heißen Tagen im Hochsommer haben wir viel Durst.
Die ganze Schöpfung dürstet nach frischem, lebendigen Wasser.
Und in diesen Tagen spüren wir, wie kostbar und lebenswichtig Wasser für uns ist.
Diese Erfahrung greift das Johannesevangelium auf. Aber es spricht von einem anderen Durst, einer tiefen Sehnsucht in uns Menschen.
Und Jesus verspricht uns, diese Sehnsucht zu stillen. Und nicht nur das:
Er führt uns zu einer inneren göttlichen Quelle, aus der Ströme von lebendigem Wasser fließen. Die einzige Voraussetzung ist die Bereitschaft, zu ihm zu kommen und zu trinken.
Die Sommerzeit, in der viele Menschen in Urlaubsparadiese fahren, lädt uns ein, dem Lebenselement Wasser bewusst zu begegnen und dabei nicht nur unseren äußeren Durst zu stillen, sondern auch der inneren Sehnsucht zu folgen und dabei vielleicht eine bisher nicht entdeckte Quelle zu finden.
Viele Menschen fahren in den Ferien gerne ans Meer oder an einen See.
Kinder und Erwachsene gehen im Sommer gerne schwimmen. Und wenn wir in das erfrischende Wasser eintauchen, atmen Leib und Seele auf und Lebensfreude wird in uns spürbar.
Auch auf unseren Wanderwegen folgen wir gerne dem Lauf des Wassers.
Wir bauen unsere Städte, unsere Dörfer und Siedlungen oft in der Nähe des Wassers. Es gibt kaum eine große Stadt ohne Fluss, der sie durchströmt wie eine Lebensader. Genauso, wie unser Körper vom Blut durchströmt wird, durchströmen die Bäche und Flüsse unsere Landschaften und bringen das Leben überall hin.
Ich glaube, wir Menschen sind seit Urzeiten tief mit dem Wasser verbunden.
Ohne Wasser können wir nicht leben, und jeden Tag begegnen wir dem Wasser auf vielfältige Weise, leider oft gedankenlos und unachtsam:
Wir trinken Wasser, wir waschen und erfrischen uns mit Wasser, wir kochen mit Wasser, wir waschen unsere Wäsche und wir putzen mit Wasser.
Wasser ist ein Lebenselexier. Es erfrischt, erneuert und hält das Leben im Fluss.
Nur wenige Tage ohne Flüssigkeit, und wir verdursten.
Alles Leben kommt aus dem Wasser, auch unser persönliches Leben.
Neun Monate sind wir im Leib unserer Mutter im Fruchtwasser geschwommen. Unsere persönliche Lebensgeschichte, aber auch die Heilsgeschichte Gottes mit uns Menschen ist eng mit dem Wasser verbunden.
Und sicher sagt Jesus nicht zufällig in seinem Nikodemus-Gespräch
(Johannes 3), dass wir neu geboren werden müssen aus dem Wasser und dem Heiligen Geist. Der Samariterin am Jakobsbrunnen offenbart er sich als das lebendige Wasser, das allen Lebensdurst stillt (Johannes 4).
Und immer, wenn wir in die Kirche gehen, verbindet uns das Weihwasser unseres Taufbundes mit Gott. Im Zeichen des Wassers berühren sich die sichtbare und die unsichtbare Welt. Deshalb kann jedes Glas Wasser, das wir trinken, zu einer heiligen Handlung werden, wenn wir es vorher segnen, und mit großer Dankbarkeit trinken.
Wenn wir mit Wasser in Berührung kommen, gerade jetzt in den heißen Sommertagen, können wir seine Lebensbedeutung für uns in diesem doppelten Sinne wahrnehmen: Es ist eine Erfrischung für unseren Körper, aber auch eine lebendige, spirituelle Quelle, die uns mit Gott verbindet. Wenn wir dem Wasser so begegnen, kann das geschehen, dass sich die Verheißung Jesu an uns erfüllt: Wir erfahren Gott in der Begegnung mit dem Wasser als lebendige Quelle in uns, die niemals versiegt.
Auch Pfarrer Sebastian Kneipp hat das Wasser als ein großes Heilmittel für Leib und Seele entdeckt. Bis heute werden seine Wasserheilkuren vielfältig angewendet, bis in unseren Alltag hinein.
So wünsche ich allen von Herzen diese doppelte Begegnung mit dem lebendigen Wasser, das dann auch als Lebensquelle in uns zu sprudeln beginnt.
Ihr Diakon Christian Engels