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Fröhliche Alltagsspiritualität

Bild von Markus Kammermann auf Pixabay

Schöpfungsspiritualität im Juli

„Wer Durst hat, komme zu mir und es trinke, wer an mich glaubt. Aus seinem Inneren werden Ströme von lebendigem Wasser fließen.“ 
(Johannesevangelium 7,37)
 
An den heißen Tagen im Hochsommer haben wir viel Durst. 
Die ganze Schöpfung dürstet nach frischem, lebendigen Wasser.
Und in diesen Tagen spüren wir, wie kostbar und lebenswichtig Wasser für uns ist.
Diese Erfahrung greift das Johannesevangelium auf. Aber es spricht von einem anderen Durst, einer tiefen Sehnsucht in uns Menschen.
Und Jesus verspricht uns, diese Sehnsucht zu stillen. Und nicht nur das:
Er führt uns zu einer inneren göttlichen Quelle, aus der Ströme von lebendigem Wasser fließen. Die einzige Voraussetzung ist die Bereitschaft, zu ihm zu kommen und zu trinken.
Die Sommerzeit, in der viele Menschen in Urlaubsparadiese fahren, lädt uns ein, dem Lebenselement Wasser bewusst zu begegnen und dabei nicht nur unseren äußeren Durst zu stillen, sondern auch der inneren Sehnsucht zu folgen und dabei vielleicht eine bisher nicht entdeckte Quelle zu finden.
Viele Menschen fahren in den Ferien gerne ans Meer oder an einen See. 
Kinder und Erwachsene gehen im Sommer gerne schwimmen. Und wenn wir in das erfrischende Wasser eintauchen, atmen Leib und Seele auf und Lebensfreude wird in uns spürbar.
Auch auf unseren Wanderwegen folgen wir gerne dem Lauf des Wassers.
Wir bauen unsere Städte, unsere Dörfer und Siedlungen oft in der Nähe des Wassers. Es gibt kaum eine große Stadt ohne Fluss, der sie durchströmt wie eine Lebensader. Genauso, wie unser Körper vom Blut durchströmt wird, durchströmen die Bäche und Flüsse unsere Landschaften und bringen das Leben überall hin.
Ich glaube, wir Menschen sind seit Urzeiten tief mit dem Wasser verbunden.
Ohne Wasser können wir nicht leben, und jeden Tag begegnen wir dem Wasser auf vielfältige Weise, leider oft gedankenlos und unachtsam:
Wir trinken Wasser, wir waschen und erfrischen uns mit Wasser, wir kochen mit Wasser, wir waschen unsere Wäsche und wir putzen mit Wasser. 
Wasser ist ein Lebenselexier. Es erfrischt, erneuert und hält das Leben im Fluss. 
Nur wenige Tage ohne Flüssigkeit, und wir verdursten. 
Alles Leben kommt aus dem Wasser, auch unser persönliches Leben. 
Neun Monate sind wir im Leib unserer Mutter im Fruchtwasser geschwommen. Unsere persönliche Lebensgeschichte, aber auch die Heilsgeschichte Gottes mit uns Menschen ist eng mit dem Wasser verbunden.
Und sicher sagt Jesus nicht zufällig in seinem Nikodemus-Gespräch 
(Johannes 3), dass wir neu geboren werden müssen aus dem Wasser und dem Heiligen Geist. Der Samariterin am Jakobsbrunnen offenbart er sich als das lebendige Wasser, das allen Lebensdurst stillt (Johannes 4).
Und immer, wenn wir in die Kirche gehen, verbindet uns das Weihwasser unseres Taufbundes mit Gott.  Im Zeichen des Wassers berühren sich die sichtbare und die unsichtbare Welt. Deshalb kann jedes Glas Wasser, das wir trinken, zu einer heiligen Handlung werden, wenn wir es vorher segnen, und  mit großer Dankbarkeit trinken. 
Wenn wir mit Wasser in Berührung kommen, gerade jetzt in den heißen Sommertagen, können wir seine Lebensbedeutung für uns in diesem doppelten Sinne wahrnehmen: Es ist eine Erfrischung für unseren Körper, aber auch eine lebendige, spirituelle Quelle, die uns mit Gott verbindet. Wenn wir dem Wasser so begegnen, kann das geschehen, dass sich die Verheißung Jesu an uns erfüllt: Wir erfahren Gott in der Begegnung mit dem Wasser als lebendige Quelle in uns, die niemals versiegt.
Auch Pfarrer Sebastian Kneipp hat das Wasser als ein großes Heilmittel für Leib und Seele entdeckt. Bis heute werden seine Wasserheilkuren vielfältig angewendet, bis in unseren Alltag hinein.
So wünsche ich allen von Herzen diese doppelte Begegnung mit dem lebendigen Wasser, das dann auch als Lebensquelle in uns zu sprudeln beginnt.
Ihr Diakon Christian Engels

„Komm, Heil‘ger Geist, der Leben schafft, erfülle uns mit deiner Kraft.“

Bild von Enrique auf Pixabay
Im Juni erleben wir die längsten Tage des Jahres und dürfen die Sonnenkräfte in uns sammeln für die dunkle Winterzeit. In dieser Zeit blühen Rosen und Lavendel, Holunder und Hortensien und viele heilkräftige Kräuter wie Thymian, Oregano und Johanniskraut.
In diesen Tagen feiern wir auch das große Fest des Heiligen Geistes, 
der Lebenskraft Gottes, die alles durchwirkt, erhält und erneuert. Erstaunlicherweise wirkt der Geist Gottes, der immer da ist, besonders gut dort, wo er von uns gerufen wird. Viele Heilig-Geist-Lieder beginnen mit der Anrufung: „Komm, Heiliger Geist!“ Dieser kleine Satz könnte unser Gebetsbegleiter durch den Alltag sein und uns stärken für die  Herausforderungen des Tages. Ich rufe den Heiligen Geist immer in meine Gegenwart, wenn ich ein Auto besteige, vor einem schwierigen Gespräch stehe oder auch diese kleinen Artikel der Schöpfungsspiritualität schreibe.
Der Gottesgeist ist nicht in erster Linie eine individuelle Gabe, sondern wird für die Gemeinschaft erbeten, für unsere Stadt, für unser Land für die ganze Menschheit, für die Schöpfung Gottes. Er erscheint in den Zeichen von Feuer und frischem Wind, dem Wind der Erneueung.
Die Mittsommerzeit, die viele Menschen nach draußen lockt und in Urlaubsparadiese fahren lässt, möchte uns den Blick öffnen für das Geschenk des Lebens, für die wunderbare Schöpfung Gottes, die uns im Sommer zur Verfügung stellt, was wir an den langen Winterabenden brauchen. 
Atmen wir diesen Wind der Erneuerung, lassen wir uns erfüllen von dem Licht und der Wärme der langen Sommerabende und bitten wir in vielen kleinen Alltagssituationen immer wieder um diese Kraft aus der Höhe, die uns erleuchtet und unsere Finsternis hell machen kann: „Komm Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen, und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe.“
Eine geistvolle und erfüllte Mittsommerzeit wünscht Ihnen von Herzen 

Ihr Diakon Christian Engels

_Bild von Myléne auf Pixabay

Die Liebe zwischen Himmel und Erde feiern

Der Mai ist gekommen mit seiner Blütenpracht. Er ist ein viel besungener Monat, weil er die Menschen berührt und bewegt. Die meisten Maienlieder preisen die Schöpfung und locken uns heraus in die Natur.
Deshalb finden im Mai auch viele Wallfahrten und Segnungen der Schöpfung statt. Himmel und Erde verbinden sich auf vielfältige Weise und lassen das neue Leben wachsen. 
„Es war, als hätt‘ der Himmel die Erde still geküsst, dass sie im Blütenschimmer von ihm nun träumen müsst‘.“, dichtet Joseph von Eichendorff.
Wenn alles grünt und blüht, feiern wir auch die Gottesmutter, die den Erlöser in unsere Welt hinein geboren hat. Weil sie göttliches Leben schenkt und nährt, wird sie als Maienkönigin besungen: „Maria, Maienkönigin! Dich will der Mai begrüßen. Oh segne ihn mit holdem Sinn und uns zu deinen Füßen.“ 
(Gotteslob 852) 
In diesem Lied werden wir Menschen mit einer Blume verglichen, die sich froh der Sonne zuwendet und mit einer Nachtigall, die ihre Lebensfreude mit den Maienliedern erklingen lässt.
Es ist ein Monat, in dem wir die Fruchtbarkeit der Erde und die liebevolle Zuwendung des Himmels feiern. Diese beiden nährenden Kräfte unseres Lebens führen uns hinaus in die Natur, damit wir die Fülle des Lebens erfahren und uns anstecken lassen von dieser Schöpfungsfreude.
Früher haben die Menschen beim Wandern oft gesungen. Und ich glaube, dass ein fröhliches Lied auf den Lippen oder im Herzen die richtige Antwort auf das blühende Leben ist.
Der Mai lädt uns ein, darauf zu vertrauen, dass für uns gesorgt ist, dass wir genährt sind mit allem, was wir zum Leben brauchen. Die Sonne, das Wasser, die Fruchtbarkeit der Erde, die Liebe des Himmels und die Menschen an unserer Seite erfüllen unser Leben. Nähren wir dieses Vertrauen und feiern wir die Schönheit des Lebens, das durch menschliche Gier und Machtsucht in unserer Zeit stark bedroht ist.
Wenn wir wie der Himmel voll Liebe auf die Erde schauen, werden wir wie eine Mutter für sie sorgen. Der Mai zeigt uns die ganze Schönheit der Schöpfung, die in unsere Hände gelegt ist zerbrechlich, zart und voller Leben.

Bild von Joe auf Pixabay

Ein Fest der Auferstehung

Das große Fest der Auferstehung, dass wir in der Osternacht feiern, dürfen wir auch in den kleinen Dingen des Lebens bewusster erfahren und gestalten. 
Jeder Tag ist ein neuer Anfang. Und jeden Morgen, wenn wir erwachen und aufstehen, können wir einen Moment innehalten und Gott für den neuen Tag danken.
Das morgendliche Aufstehen ist ein heiliger Moment, den wir oft im Halbschlaf gar nicht richtig wahrnehmen. Manchmal ist es von einem schönen Morgenhimmel begleitet, der uns anrührt wie die farbenfrohen Sonnenuntergänge.
Alle Schwellensituationen in unserem Leben symbolisieren den „großen Übergang“, ob wir durch eine Tür gehen oder aus dem Land der Träume in die Wirklichkeit zurückkehren.
Auch die Schöpfung Gottes ist im Frühling erfüllt vom Geist der Auferstehung: Das frische Grün der Sträucher und Bäume, das Blütenmeer in vielen Farben, der Gesang der Vögel, das neue Leben im Reich der Tiere, die ihre Jungen zur Welt bringen. 
Lesen wir bewusst in den beiden großen Büchern, die Gott uns anvertraut hat: 
In der Frohen Botschaft und im Buch der Schöpfung.
Wenn wir jeden neuen Tag als Fest der Auferstehung feiern möchten, ist es wichtig, abends den alten Tag spürbar zu verabschieden.
Das Geheimnis von Tod und Auferstehung ist eng miteinander verbunden.
Der Volksmund sagt: „Der Schlaf ist der kleine Bruder des Todes.“ 
Deshalb ist es gut, abends nicht nur die Kleider abzulegen, sondern auch alles, was uns innerlich bewegt und Gott vor dem Einschlafen alles Vergangene anzuvertrauen, es wirksam in seine Hände zu legen. 
Das heißt auch, den alten Tag sterben zu lassen, mit allem, was geschehen ist. Vielleicht blüht uns dann ein ganz anderer neuer Morgen…
Wir können jeden Abend und jeden Morgen das Geheimnis von Tod und Auferstehung „einüben“, besonders im Frühling, und dann sind wir gut vorbereitet, wenn der Tag kommt, der keinen mehr Abend kennt.

Bild von NGUYEN VAN PHU auf Pixabay

Frühlingserwachen

Die Boten des Frühlings sind mitten unter uns: Die Vögel singen am Morgen, die Kraniche sind aus dem Süden heimgekehrt, Schneeglöckchen und Krokusse strecken ihre Blüten aus der noch winterkalten Erde. 
Bald werden auch die Obstbäume blühen:
„Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt, ist das nicht ein Fingerzeig, dass die Liebe bleibt?“, dichtete Schalom Ben Chorin in Zeiten, die Worte der Hoffnung brauchten wie die unsere.
Der anbrechende Frühling nimmt uns mit hinein in den Aufbruch der Liebe und des Lebens. Dazu gehört auch der Frühjahrsputz, den wir nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich vollziehen dürfen. Auch unser Körper und unsere Seele möchten entstaubt und befreit werden von den Schlacken des Winters. Die Schöpfung Gottes lässt genau das wachsen, was wir dazu brauchen, zum Beispiel Brennnessel und Bärlauch, die großen Reinigungskräfte des Frühlings. Auch die Fastenzeit lädt uns ein, uns von dem zu lösen, was dem neuen Leben nicht mehr dient. Nehmen wir uns im Alltag etwas Zeit, um auf einem Frühlingsspaziergang oder im stillen Kämmerlein Ausschau zu halten nach dem, was in uns und durch uns erlöst werden möchte. Dann treffen wir bewusst eine Entscheidung, eine Vereinbarung in Liebe mit unserem Gott, dass der Weg zum neuen Leben, das um uns grünt und blüht und dass wir zum Osterfest gemeinsam feiern werden, auch in uns gelingen möge. 
Meist haben unsere Vorsätze eine größere Kraft, wenn sie auch dem Gemeinwohl dienen. 
In diesem Sinne wünsche ich allen ein gesegnetes Erwachen im Frühling.

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„So wie die Nacht flieht vor dem Morgen, so zieht die Angst aus dem Sinn,
so wächst ein Licht, in dir geborgen, die Kraft zum neuen Beginn.“
(Text und Musik: Gregor Linßen)

 

 

 

 

Fröhliche Alltagsspiritualität im Februar

Ein Licht in dir geborgen

Die längste Nacht liegt schon eine ganze Weile hinter uns. Tag für Tag kommt wieder mehr Licht in unser Leben. Und 40 Tage nach Weihnachten, 
am 2. Februar, feiern wir das erste große Lichterfest nach der Menschwerdung Gottes: Darstellung des Herrn – Lichtmess. An diesem Tag werden die Kerzen gesegnet, die uns das ganze Jahr begleiten.
Der Februar ist also ein Monat, in dem wir uns dem wachsenden Licht, dem kommenden Frühling, mit ganzem Herzen zuwenden dürfen. Suchen wir uns doch einmal bewusst ein paar Kerzen aus, die uns durch dieses Jahr begleiten dürfen, und überlegen wir auch, wofür diese Kerzen brennen sollen: 
Eine Kerze für den Frieden, eine Kerze für meine Familie, eine Kerze für…

Suchen wir für diese besonderen Kerzen einen schönen Platz in unserer Wohnung, und sagen wir beim Anzünden auch, für wen das Licht leuchtet. Früher haben die Menschen ein Licht in ihre Fenster gestellt, damit die, die unterwegs waren, wieder nach Hause finden.
Jedes Licht, das wir zum Leuchten bringen, erinnert uns auch an unsere tiefere Aufgabe im Leben, an unseren Platz in der Gemeinschaft, an unser Wirken für das Reich Gottes, an das Licht, das in uns geborgen ist und leuchten möchte.

 

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Wünsche für das neue Jahr

In den Tagen, in denen das alte Jahr ausklingt und das neue Jahr beginnt, haben wir oft viel Zeit, um auf das Vergangene zurück zu schauen und Wünsche für das Kommende ins Leben zu rufen. Was sind die vielen kleinen Wünsche, die wir im Herzen tragen, und wie lautet der große Traum unserer Seele?
Es lohnt sich, unsere Bitten und Wünsche einmal aufzuschreiben und dadurch auch der großen Sehnsucht unseres Lebens nahe zu kommen. Das kann dadurch geschehen, dass wir die drei wichtigsten Wünsche auswählen und sichtbar gestaltet mit in unseren Alltag hineinnehmen. Wir dürfen diese Bitten täglich aussprechen, um ihnen Kraft und Bedeutung zu verleihen.
Verstärkt werden diese Wünsche noch, wenn wir sie mit anderen teilen können:
„Wenn einer alleine träumt, ist es nur ein Traum. Wenn viele gemeinsam träumen, so ist das der Beginn einer neuen Wirklichkeit.“, so lautet ein Liedtext.
Wichtig ist auch, mit welcher inneren Haltung wir unsere Bitten formulieren. Wenn wir nicht glauben, dass sie Wirklichkeit werden können, fehlt das Entscheidende.
Jesus sagt uns zu: „Alles, worum ihr betet und bittet – glaubt nur, dass ihr es schon erhalten habt, dann wird es euch zuteil.“
Dieser Vers steht schön gestaltet mit Fotos auf meinem Schreibtisch, und ich lese ihn immer wieder. Er sagt uns, wie wichtig Dankbarkeit und Vertrauen bei unseren Wünschen sind:
Dankbarkeit für das, was mir das Leben schon geschenkt hat, aber auch das große Vertrauen, dass mir das zuteil wird, was ich brauche.
Wünsche gehen oft nicht so in Erfüllung, wie wir es uns gedacht haben, kommen aber manchmal auf einem anderen Weg zu uns.
Wichtig ist auch, worum sich unsere Wünsche drehen. Wenn sie nur mein persönliches Wohl im Blick haben, sind sie viel zu klein und kraftlos.
Nehmen wir für unsere Wünsche also auch die Welt in den Blick, und bitten wir für das, was die Menschheitsfamilie und die ganze Schöpfungsfamilie braucht.
Jeder Mensch ist eingewoben in das große Netz des Lebens. Wir alle teilen denselben Atem und leben unter der gleichen Sonne. Die Erde ist unser gemeinsames Haus.
In den Tagen, in denen Gott Mensch geworden ist mitten unter uns, dürfen auch wir ganz Mensch werden und dazu beitragen, dass Himmel und Erde sich verbinden zu einer Wirklichkeit der liebevollen Gemeinschaft.